Von Angstbewältigung bis Vertrauen
"Wir müssen in der Arbeitswelt unterschiedliche Arbeitsmodi zulassen und Blickwinkel einnehmen", sagt Felix Held. Wozu das alles? Das beantwortete der studierte Erziehungs- und Bildungswissenschafter, der heute erfolgreich als Organisationsentwickler tätig ist, in seiner Keynote recht simpel. So enstehen neue Ideen, so entwickelt man neue Geschäftsmodelle, so erreicht man seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, baut Ängste ab. Denn Angst sei der Verhinderer von erfolgreicher Transformation. Und dass Mitarbeiter, wenn sie sich unvorbereitet vor Veränderungen sehen, als Verhinderer agieren, liegt in der Natur der Menschen. Transformation – das Neue, das Unbekannte – schafft Ängste, die natürliche Reaktion sind Abwehr und Rückzug. Es gilt also Vertrauen aufzubauen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer Angstbewältigung zu schulen und sie zu begleiten.
Struktur durch Vision
Als Unternehmer bzw. Führungskraft ist dieser Prozess mit der Herausforderung verbunden, dass auch die eigene Haltung das Verhalten und die Entwicklung des Gegenübers beeinflusst. Transformation ist also vor allem eines nicht – nämlich die Aufgabe der anderen. Transformation beginnt bei den Unternehmensköpfen, den Steuerern, den Führungskräften, bei jedem einzelnen Individuum des Unternehmens. Um das zu ermöglichen, braucht es aber eine klar formulierte Vision, ein Ziel. Dr. Sabine Fischer sieht die durchdacht erarbeitete Unternehmensvision als Basis für den Transformationsprozess. Ohne eine längerfristige übergeordnete Zukunftsplanung funktioniere Transformation nicht, so die systemische Beraterin. Sie zeigte in einer der zwölf Wissenswerkstätten zum Wirtschaftsdialog, dass es bei einer Vision nicht darum geht, Verkaufsziele zu erreichen oder Mitarbeiter für freie Stellen zu finden. Es geht um das Bild für die Zukunft – wo sehen wir uns, wer wollen wir werden, was wollen wir erreichen – mit dem ungeahnte Kräfte freigesetzt werden können. Kurzum, damit kann Transformation gestaltet werden.
Bullshitwork vs. Wertschöpfung
Die Unternehmensvision schafft damit den Rahmen und die Struktur. Und dann heißt es die Experimentierfreudigkeit anzuregen und sich von altem Ballast zu befreien. Martin Witschaß, Referatsleiter Standortanalyse und Arbeitsmarktpolitik der IHK Chemnitz, sprach in diesem Zusammenhang salopp von "Bullshitwork". Man müsse in den Unternehmen überdenken, wie man zu mehr Produktivität kommt. Brauchen wir alle Reportings, alle Kontrollaufgaben und den aktuellen Umfang von Bürokratie. Man müsse sich fragen: "Welche Tätigkeiten sind am Ende wirklich wertschöpfend, wo können Mitarbeitern mehr Eigenverantwortung und Freiräume gegeben werden?" Das Ziel sei eine sinnstiftend Atmosphäre zu schaffen, die Raum für die Transformation freigibt.
Kreativ Führen
Wie Kreativität und Innovation befördert werden kann, wurde unter anderem in den Wissenswerkstätten zu Design Thinking, Prinzipien von Agilität oder auch zum Systemischen Führen vorgestellt. Auch hier wird noch einmal deutlich, dass Transformation nicht nur geschäftsfeldspezifische Innovationen mit Kundenfokus bedeutet, sondern vor allem auch die innere Veränderung einer Organisation. Und was für die Produktentwicklung dienlich ist, kann es auch in innerbetrieblichen Transformationsprozessen sein. Warum also nicht beispielsweise Design Thinking als kreative Methode anwenden, um Ideen zu generieren, aus "Ja, aber..." ein "Ja und ..." zu generieren. Dies braucht einen fruchtbaren Nährboden, der beispielsweise durch systemisches Führen weiter befördert werden kann. So praktiziert und sieht es Alexander Schuck, der als geschäftsführerender Gesellschafter eines mittelständischen Unternehmens menschenzentriert agiert und die Mitarbeiter und ihr Umfeld in seinem Handeln berücksichtigt. Schuck kommuniziert intensiv, nimmt Ängste, schafft Vertrauen. Und hier schließt sich der Kreis: Wir müssen in Organisationen lernen, effizient (über Gefühle) zu reden.