Nachbericht zur Veranstaltung Unternehmensnachfolge
Wirtschaftsdialog | 29. Januar 2014

Immer mehr Unternehmensgründer der Wendezeit verabschieden sich in den Ruhestand. Unser Wirtschaftsdialog zeigt, was Unternehmen für eine erfolgreiche Nachfolge beachten müssen. Ein Paradebeispiel ist die SITEC in Chemnitz.

Die SITEC beschäftigt heute rund 200 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 40 Millionen Euro.

Kurz nach der politischen Wende beschließen Dr. Harald Förster und Dr. Klaus Rudolph ein Unternehmen in Chemnitz zu gründen. Ihr Ziel: Entwicklung von Montage‐ und ECM-Anlagen. Das Vorhaben gelingt und die SITEC Industrietechnologie GmbH ist auf dem Weg eines der erfolgreichsten Unternehmen in Chemnitz zu werden und ist es bis heute. Das Unternehmen lockt neue Talente aus der Region an, so auch den jungen Berufseinsteiger Dr. Jörg Lässig, der seinen Abschluss als Ingenieur an der TU Chemnitz gemacht hat: "Es hat sich schnell gezeigt, dass ich hier langfristig bleiben könnte", so Lässig. Nach kurzer Zeit im Unternehmen fiel der junge zielstrebige Mann auch den Gründervätern auf. Sie nahmen ihn unter ihre Fittiche und bauten ihn behutsam zur Führungspersönlichkeit im Unternehmen auf. Zusammen mit Dr. Friedemann Otto übernahm Dr. Jörg Lässig im Jahr 2007 die Geschäftsleitung der SITEC. Ein Vorgehen, wie es in einem Lehrbuch für Unternehmensnachfolge stehen könnte.

"Die Suche ist entscheidend"

Doch dieser Prozess läuft nicht immer so reibungslos, vor allem das Finden eines geeigneten Nachfolgers stellt Unternehmer häufig vor Probleme. Helfen können hier beispielsweise spezialisierte Unternehmensberater, wie Niels Doege von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG AG ausführt:

 

 

"Es muss zunächst ein geeigneter Kandidat gefunden werden. Er kann entweder aus der Familie selbst stammen, ein Mitarbeiter aus dem Unternehmen sein oder von extern, d.h. von einem Mitbewerber kommen. Die Suche ist nicht einfach - aber entscheidend für den Erfolg der Unternehmensübergabe." Doch auch nach erfolgreicher Suche sind noch nicht alle Hürden aus dem Weg geräumt. Niels Doege meint: "Je nach Art der Unternehmensnachfolge gibt es individuell sehr unterschiedliche Probleme. Externe, häufig Mitbewerber, müssen sich den Rückhalt und Akzeptanz im Unternehmen oft erst hart erarbeiten - insbesondere bei leitenden Angestellten. Bei der Unternehmensübergabe an leitende Mitarbeiter der Firma wiederum ist die Finanzierung des Kaufpreises eines der zentralen Themen."

"Verantwortungsbereich schrittweise ausgebaut"‎

Dr. Jörg Lässig und Dr. Friedemann Otto hatten beide bereits vorher leitende Positionen im Unternehmen übernommen und sich so schon früh Respekt unter der Belegschaft erarbeitet. "Meine Verantwortungsbereiche wurden schrittweise ausgebaut", erklärt Dr. Jörg Lässig: "Ich übernahm frühzeitig Verantwortung als Projektmanager, leitete später über mehrere Jahre eine Abteilung des Unternehmens und wurde zum Prokuristen. Entscheidend ist für mich vor allem, dass unsere Alt‐Geschäftsführer frühzeitig an ihre Nachfolge gedacht haben und diese über Jahre vorbereiteten." Probleme habe es bei dem gesamten Prozess nur wenige gegeben. Dr. Jörg Lässig wurde schon frühzeitig mit vielen schwierigen Geschäftsentscheidungen konfrontiert, sodass sich zum Zeitpunkt der Übergabe nicht so viele Dinge änderten: "Ich habe schon etwa zwei Jahre vor der Übernahme alle wichtigen Entscheidungen zusammen mit Dr. Förster getroffen und das operative Geschäft geleitet. Das hat aber nur funktioniert, weil er auch bereit gewesen ist, Verantwortung an mich abzugeben."

"Optimale Strukturen schaffen"

Die Nachfolge bei der SITEC wurde fast ein Jahrzehnt vorbereitet und verlief entsprechend reibungslos. So blieb auch genug Zeit, um die entsprechenden Strukturen im Unternehmen aufzubauen. Dazu rät auch Niels Doege: "Dabei muss das Unternehmen unnötige Steuerbelastungen vermeiden, vernünftige Strukturen für eine Finanzierung parat haben und die rechtlichen Ausgleichspflichten (Pflichtteils‐ und Zugewinnansprüche) bedenken. Ohne rechtzeitig geschaffene Strukturen ist eine Unternehmensnachfolge ungleich schwieriger und komplexer." Dr. Jörg Lässig und Dr. Friedemann Otto haben im Rahmen der Übernahme der Geschäftsleitung auch Anteile am Unternehmen erworben. Heute steht die SITEC gut und solide da. Das Unternehmen beschäftigt rund 200 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 40 Millionen Euro.

Autor: Tino Israel (Mitteldeutsche Journalistenschule)