Digitalisierung und Personalarbeit

Personalmanagement und Digitalisierung habe aktuell oft noch eine Schreckgespenstanmutung, sagt Prof. Dr. Peter M. Wald, Professor für Personalmanagement an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig. Aber um in der Bildsprache zu bleiben, Peter Wald gefalle der "Gorilla" deutlich besser. Dieser sei stärker und keineswegs ein Gespenst, was man irgendwie vertreiben könne. Für das Personalmanagement bedeute die Digitalisierung, anspruchsvolle Aufgaben zu definieren die wirklich einen Nutzwert für das Unternehmen darstellen. Es gilt also den richtigen Ansatz, die Lösung und die Dosis zu finden, sagt Wald, der seine persönliche Berufung in der Führung mit digitalen und vor allem sozialen Medien sieht.

Und dabei gilt es darauf zu achten, Beziehungen zu den Menschen und deren Erwartungen in seine Vorgehensweise einzubeziehen. "Das heißt, wie wollen die Mitarbeiter leben, wie wollen sie arbeiten, wollen sie sich weiter entwickeln und welche Vorstellungen haben sie von ihrer persönlichen Weiterentwicklung", so Wald.  Diesen Erwartungen müsse das Personalmanagement entsprechen. Damit erreiche man das notwendige Engagement der Mitarbeiter in den Unternehmen und Organisationen. Wald spricht in diesem Zusammenhang über das zweite Betriebssystem. "Hier gehen wir davon aus, dass nicht mehr alles festgelegt ist und dass es nicht immer definierte Grenzen gibt. Stattdessen kommt es in zunehmendem Maße darauf an, Eigeninitiative, Selbststeuerung und Selbstorganisation zu ermöglichen." Dies setze Initiativen und Ideen der Mitarbeiter frei, was dann im Umkehrschluss den Mitarbeitern auch ermöglicht ihre ganz persönlichen Erwartungen erfüllen zu können. 

Damit brauchen Personaler vor allem DEMut, also digitale Kompetenz, Empathie und sprichwörtlich Mut, auch Risiken einzugehen und etwas Neues auszuprobieren. "Der Personalbereich muss sich auf die Mitarbeiter einlassen", betont Wald. Dazu komme auch, daran mitzuwirken Arbeitsaufgaben zu gestalten und die richtigen Organisationslösungen zu finden. "Personaler müssen sich ändern. Sie müssen sich neue Kenntnisse aneignen und auch selbst mit mehr Ideen an ihre Arbeit herangehen."

Für Wald gibt es zukünftig nahezu keine Aufgabe im Personalbereich, die ohne digitale Hilfsmittel zu bewältigen sei. Hier komme man um den Erwerb digitaler Kompetenzen nicht umhin. Denn Personalmanagement müsse diese digitalen Hilfsmittel einerseits einsetzen können, diese aber auch bewerten können und vor allem auch selbst in der Lage sein, diese zu entwickeln. Personalmanagement heute und in Zukunft stehe demnach mitten im Spannungsfeld zwischen Technik und Mensch. Eine der Aufgaben sei es hier, als Vermittler aufzutreten und passende Lösungen zu finden.

Wie mögliche Lösungen aussehen können, davon konnten sich die über 100 Gäste des Wirtschaftsdialoges in insgesamt zwölf Wissenswerkstätten ein Bild machen. Vorgestellt wurden unter anderem die digitale Personalakte, Möglichkeiten des digitalen Recruitings und Active Sourcing,  Best Practice im Bereich E-Learning und Social Media oder Gamebased Learning zur Mitarbeitermotivation, sowie digitale Anwendungen zur Abbildung verschiedener unternehmerischer Prozesse.

Eindrücke zur Veranstaltung
Ein kurzer Rückblick im Video

Die Digitale Personalakte
Interview mit Daniela Zieglmayer

Herausforderungen im Personalmanagement
Interview mit Prof. Dr. Peter M. Wald

Potential- und Eignungsdiagnostik
Interview mit Dr. Andreas David