Interview mit Prof. Volker Tolkmitt
Information MBA | Master | 08.07.2015
Prof. Dr. Volker Tolkmitt ist Dozent im MBA-Studienprogramm "Strategische Unternehmensführung" und Vorsitzender des MIKOMI Lenkungsausschusses. Er ist Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Finanz- und Risikomanagement. Im Kurz-Nachgefragt-Gespräch erläutert er, was moderne Geschäftspolitik und Unternehmenssteuerung umfasst und warum diese Themen Teil des Masterprogrammes sind.

Herr Prof. Tolkmitt, was beinhalten die Begriffe Geschäftspolitik und Unternehmenssteuerung heute?
Unternehmerische Tätigkeit bedeutet immer schneller zu denken und zu handeln als andere Akteure am Markt. Neben Europäisierung und Globalisierung hat sich zu den ständig genannten Herausforderungen im Wettbewerb die vierte Industrielle Revolution (Industrie 4.0) gesellt. Ungeachtet eines sehr heterogenen Begriffsverständnisses ist sie dadurch gekennzeichnet, dass traditionell etablierte Geschäftsmodelle von "Querdenkern" durch die Digitalisierung branchenübergreifend in Frage gestellt werden. Geschäftspolitik heute bedeutet über ein breites Spektrum an Methoden und Instrumenten zu verfügen, die Entscheidungsträger in die Lage versetzen, komplexe Veränderungsprozesse bis zur Bedrohung des eigenen Geschäftsmodells rechtzeitig zu erkennen, die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen und die Veränderungen erfolgreich zu beherrschen. Dieses Instrumentarium kann nur in einer Vernetzung von Managementkompetenzen z.B. in Rechnungswesen, Controlling, Risikomanagement, Markt- und Kundenorientierung u.a. bestehen. Unser Master soll dies idealerweise abbilden.
Welche Bedeutung haben Themen wie Risikomanagement und Controlling oder Prozessmanagement?
Zum einen erfordern viele gesetzliche oder branchenübliche Standards eine Auseinandersetzung mit diesen Themen von außen, zum anderen liegen in diesen Themen Chancen, um Veränderungsprozesse von innen heraus zu antizipieren, aktiv zu gestalten und so zu beherrschen. Dies schafft die notwendigen Freiheiten für Führungskräfte sich auf Kunden und Leistungen, also die eigentliche Wertschöpfung zu konzentrieren.
Welche Rolle spielt der Mensch – Stichwort wertorientierte Unternehmensführung?
Nur wer Methoden und Techniken der Unternehmensführung versteht und beherrscht, kann erreichen, dass sich im Unternehmen konstruktive Kreativität entfalten kann, die unabdingbare Voraussetzung für die Gestaltung, Pflege und Fortentwicklung innovativer Produkte. Wer wertorientiert bzw. nachhaltig denkt und agiert, kann auch Zukunft gestalten. Eine einseitige Ausrichtung von Führungskräften auf gegenwärtige Gewinnmaximierung und kurzfristigen Aktionismus ist häufig die Quelle der Verdrängung aus Zukunftsmärkten.
Vielen Dank für das Gespräch.